Der Rheingau Taunus Kreis hat ein Smartphone basiertes Ersthelfersystem eingeführt, das bei Herzstillstand die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken soll. Unter dem Namen Mobile Retter werden lokal verfügbare, medizinisch qualifizierte Ehrenamtliche per App alarmiert. Nach Wiesbaden und dem Kreis Gross Gerau ist der Rheingau Taunus Kreis die dritte Region im Rhein Main Gebiet, die das Konzept einsetzt.
Wie das System funktioniert
Die Leitstelle aktiviert die Alarmierung bei Verdacht auf Herzstillstand. Die App ermittelt die zwei nächstgelegenen registrierten Ersthelfer und leitet sie per Navigation zum Einsatzort. Ein integrierter Taktgeber unterstützt die richtige Rhythmik der Herzdruckmassage. Befindet sich ein öffentlicher Defibrillator in der Nähe, wird zudem ein weiterer Helfer dorthin geleitet.
Start und Registrierung
Die Registrierung erfolgt über die Mobile Retter App oder ein Onlineportal. Nach Prüfung der Qualifikation werden die Freiwilligen für Einsätze freigeschaltet. Vorerst richtet sich das Angebot ausschließlich an Angehörige der Blaulichtfamilie, also Rettungsdienst, Feuerwehr und Einheiten des Katastrophenschutzes. Dies soll ermöglichen, Abläufe zu testen und Erfahrungen zu sammeln, bevor das System für eine breitere, qualifizierte Bevölkerung geöffnet wird.
Sicherheit und Rolle im Rettungssystem
Die Betreiber betonen, dass Mobile Retter den Rettungsdienst nicht ersetzen, sondern die kritische Zeitspanne überbrücken sollen, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die App erfüllt demnach hohe Sicherheitsstandards: Zugriffsschutz, verschlüsselte Übertragung von Einsatzdaten und Kommunikation direkt über die Leitstelle. Ein verpflichtendes Einsatzprotokoll soll eine strukturierte Nachsorge ermöglichen.
Hintergrund und Wirksamkeit
In Deutschland erleiden jährlich mehr als 120.000 Menschen einen Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses. Die derzeitige Überlebensrate liegt bei rund zehn Prozent, weil die ersten Minuten nach dem Ereignis maßgeblich sind. Konzepte wie Mobile Retter könnten bei flächendeckender Einführung nach Schätzungen bundesweit mehr als 10.000 Menschenleben pro Jahr retten.
Landrat Sandro Zehner bezeichnete den Start des Systems als Beitrag zur Stärkung der Rettungskette, da medizinisch qualifizierte Freiwillige vor Ort lebensrettende Maßnahmen beginnen können. Matthias Nagel, Ärztlicher Leiter im Rettungsdienst des Rheingau Taunus Kreises, verwies darauf, dass die Initiative die Arbeit der bestehenden Voraushelfergruppen ergänze und die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe überbrücke.
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